Letzte Woche berichteten wir an dieser Stelle über unser neues Enduro-Team und dessen Saison 2020. In diesem Zusammenhang kam die Frage auf: „Wie kam eigentlich die Mittelrheinische Geländefahrt, die in diesem Jahr bereits ihre 68. Auflage hatte, nach Kempenich in die Eifel? – wo doch Kempenich „so nah“ am Mittelrhein gelegen ist!
Seit 1966 schon findet die „Mittelrheinische“ in Kooperation ADAC Mittelrhein und MSC Kempenich statt. Leider gibt es nicht mehr viele MSCler, die uns noch Auskunft darüber geben können, wie diese Kooperation zustande kam und warum der ADAC in Koblenz sich letztlich ausgerechnet für Kempenich als Austragungsort der Geländefahrt entschied.
Wir mussten lange zurück blättern, um in einer alten Zeitung von 1967 eine erste Antwort zu erhalten, in der es heißt „.. Einen Versuchsballon oder ein Versuchskaninchen, so nannte der (Anm.: legendäre!) Fahrtleiter Josef Diefenbach aus Koblenz verschiedentlich seine in neuer Umgebung, nämlich mit Start und Ziel in Kempenich, durchgeführte „16. Mittelrheinische“. Eigentlich fand die Mittelrheinische selbstredend in Koblenz und Umgebung statt, doch waren dort bereits in den 1960er Jahren die Widerstände gegen die Veranstaltung gewachsen und die notwendigen Genehmigungen wurden verwehrt. Es drohte das Aus für die Mittelrheinische, aber, so die Zeitschrift MOTORRAD Heft 17/1967“ „... Nicht so Fahrtleiter Diefenbach. Sein Idealismus scheint keine Grenzen zu kennen, und so wich er auf die Strecke der ehemaligen „Hocheifel-Fahrt“ aus…“ und schuf damit eine neue Grundlage des Enduro-Motorsports“. Die erste „Mittelrheinische“ in Kempenich fand Mitte Juli statt. Es war „… nicht zu heiß…“ und damit herrschten ideale Bedingungen. Die Veranstaltung fand großen Anklang, nicht nur bei den Sportlern selbst und dem ADAC als Veranstalter, sondern auch bei den Verantwortlichen in den Behörden des Brohltals.
So erwähnte man lobend und ganz sicher auch erleichtert in der Presse, dass man den „….freundlichen Worten von Amtsbürgermeister Sundheimer…. entnehmen könne, die „Mittelrheinische“ habe nun eine neue Heimat gefunden“.
Foto: Eugen Caspers Mittelrheinische Geländefahrt
Die „Mittelrheinische“ fand im Jahr 1952 zum ersten Mal statt. Anfangs war sie eine Veranstaltung für Motorräder und Automobile gleichermaßen. Erst später teilte man die „Mittelrheinische“ auf in einen separaten Wettbewerb für Autos und eine „Mittelrheinische Motorrad-Geländefahrt“.
Eindrücke von der „Mittelrheinischen“ in den 60er Jahren; Seite aus der Zeitung MOTORRAD
Die Hocheifel Geländefahrt des MSC Kempenich
In Kempenich fanden zur gleichen Zeit (Gründungsjahr 1953) kleinere Wettbewerbe statt, wie z.B. Fuchsjagden oder die Veranstaltung „Rund um Löschs Nück“.
von links Alois Nonn, Eugen Caspers, (stehend) Werner Nett (Wecker), Carl Lösch. Der Fahrer ganz rechts ist nicht bekannt.
Zwei Urkunden von MSC-Gründungsmitglied Werner (Wecker) Nett aus den Anfangsjahren des MSC Kempenich (1954), die er als Vorstandsmitglied noch selbst mit unterschrieben hat.
Bemerkenswert ist, dass in dieser Zeit auch weibliche Motorsportlerinnen, wie Inge Schlich, geb. Konrad aktiv waren. Für die 50er Jahr war dies sicherlich ganz und gar nicht üblich und ist schon einer Erwähnung wert! Ihr folgten über die Jahre noch einige weitere Sportlerinnen, dazu aber Näheres in einer der nächsten folgenden Berichte…..
Foto: Inge Schlich
Fotos: MSC-Fotoarchiv, Inge Schlich geb. Konrad in den 50 er Jahren im sportlichen Einsatz
1960 schließlich hatte der noch recht neue Club den Mut zu einer größeren Veranstaltung. Es wurde erstmals die Hocheifel-Geländefahrt ausgetragen. Zentrum des Geschehens war der Bahnhof in Kempenich, wo Start und Ziel des Wettbewerbs war.
Foto: privat
Es wurden insgesamt sechs Hocheifel-Geländefahrten durchgeführt. Warum man sich letztlich dazu entschloss die Veranstaltung wieder einzustellen, ist nicht bekannt. Evtl. befand man, dass das finanzielle Risiko doch zu groß sei und dass man so schließlich gegen die Weiterführung entschied.
Da man seinerzeit bereits eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem ADAC Mittelrhein pflegte, erreichte die Nachricht über die beabsichtigte Einstellung der Hocheife-Fahrt auch alsbald die Sportabteilung des ADAC. Jupp Diefenbach als Fahrtleiter sah vermutlich seine Chance und packte die Gelegenheit beim Schopfe, um beim MSC Kempenich „anzuklopfen“. So entstand bald eine Kooperation zwischen ADAC Mittelrhein und MSC Kempenich zur Durchführung der „Mittelrheinischen“ in und um Kempenich in der Eifel.
Foto: Eugen Caspers bei der Mittelrheinischen
So trägt nun bis heute der ADAC Mittelrhein als Veranstalter die organisatorische und finanzielle Verantwortung und der MSC Kempenich ist für das „operative Geschäft“ zuständig. Das bedeutet, dass der Fahrtleiter Ralf Caspers mit einer großen Anzahl von Helfern und Unterstützern eine Vielzahl an Arbeiten zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Veranstaltung durchzuführen hat (z.B. Streckenplanung, Auf- und Abbau Crossprüfungen, Streckenbeschilderung, Umleitungsbeschilderungen und letztlich im Nachhinein auch die Beseitigung von Wegeschäden).
Die „Mittelrheinische“ war und ist in jeder Hinsicht ein „Großevent“, das ohne die Hilfe und Unterstützung von durchschnittlich ca. 200 Helferinnen und Helfern, die an diesem Tag im Einsatz sind, undenkbar wäre. Nicht selbstverständlich ist ebenfalls, dass die Gemeinden und Genehmigungsbehörden sowie die Eigentümer der Gelände für die Crossprüfungen zur „Mittelrheinischen“ stehen. Dies bedarf ebenfalls einem ganz großen Dank!
Autorin: Birgit Nett mit Unterstützung von Michael Nett und Ralf Caspers sowie Werner Nett „Eisenfuß“!
Fotos wurden zur Verfügung gestellt von: Ralf Caspers, Michael Nett, Fotoarchiv des MSC Kempenich